Strom daheim, die Heizung und die Mobilität komplett über erneuerbare Energien laufen würden – dann wäre ein großer Schritt in eine grünere Zukunft getan. Aber wie ist dieses Szenario umsetzbar? Was ist wirklich machbar, auch wirtschaftlich gesehen? Welche Technologien bräuchte man dafür und wie sorgt man dafür, dass das Stromnetz nicht überlastet? Genau diesen Fragen stellt sich das Team des neuen Projekts „EnerRegio“, das maßgeschneiderte Lösungen für Quartiere liefern will. An Bord sind die FH Münster, das Gas- und Wärmeinstitut Essen e.V. (gwi) und b&r energie.
„Die Idee dahinter ist, dass wir uns Quartiere in der ländlichen Region ganz konkret ansehen – idealerweise mit Echtzeitdaten zu Strom, Wärme, Mobilität“, sagt FH-Projektingenieur Christian Heinrich. Es geht also zunächst darum, den Ist-Zustand zu beschreiben. Das ist nicht so leicht, weil es kaum Möglichkeiten zur Datenerhebung gibt. „Die Netze sind sozusagen blind“, erklärt Janina Senner vom gwi. Aber der Ist-Zustand ist essenziell, um den zukünftigen Ausbau und die Entwicklung des Energiesystems zu betrachten und damit zum zweiten Projektschritt überzugehen: Nämlich der Frage, was in den drei Kategorien Strom, Wärme und Mobilität für Quartiere in der ländlichen Region technisch möglich ist, um dafür zu sorgen, dass Kohlenstoff – als endlicher fossiler Brennstoff – aus der Energieversorgung zurückgeht. „Gerade in diesem Punkt bauen wir auf unser Projekt ,EnerPrax‘ auf, bei dem wir verschiedene Energiespeichertechnologien in der Praxis untersucht haben“, erklärt Projektkoordinator Dr. Elmar Brügging vom Fachbereich Energie – Gebäude – Umwelt. Schlüsseltechnologien seien unter anderem die biogene Methanisierung und die biologische Wasserstoffproduktion, denn sowohl Methan als auch Wasserstoff können gut gespeichert und bei Bedarf zum Beispiel für die Wärmeversorgung von Gebäuden mittels Brennstoffzelle oder im Mobilitätssektor als „grüner Treibstoff“ genutzt werden.
Zuletzt will das rund zehnköpfige Projektteam ganz konkret ausarbeiten, was im Quartier ausgebaut werden müsste, um Strom, Wärme und Mobilität komplett über mit erneuerbaren Energien zu versorgen. So ließe sich die Energiewende ganz praktisch und dezentral umsetzen.
Jetzt zum Projektstart geht es für das Team erst einmal darum, geeignete ländliche Strukturen und Quartiere zu ermitteln. Gesucht ist ein Mix aus Ein- und Mehrfamilienhäusern, in denen sowohl Rentner als auch Familien mit Kindern oder Singles leben, zur Miete oder im Eigentum. Ein paar haben Photovoltaik-Module auf dem Dach, andere nicht. Gern darf auch ein Supermarkt mit dabei sein oder öffentliche Einrichtungen wie eine Schule. „Die repräsentative Auswahl der ländlichen Quartiere ist wichtig, damit sich die Ergebnisse auch auf andere Kommunen übertragen lassen“, erklärt Heinrich. Das Projekt „EnerRegio“ läuft bis zum 31. Oktober 2022. Es wird aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert
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